In der Guntramsdorfer Walzengravieranstalt haben bis zu 25 Personen gearbeitet. Ihre Aufgabe war es, bis zu 3 Meter lange Druck- oder Prägewalzen anzufertigen, die vom Kunden vorgegebene Muster tragen sollten. Die Herstellung einer derartigen Druck- oder Prägewalze dauerte je nach Dimension der Walze und Aufwändigkeit des Musters zwischen zwei und sechs Wochen. Die Angestellten der Walzengravieranstalt waren hochspezialisierte Fachkräfte. Der Arbeitsalltag war geprägt durch das Nebeneinander auf engstem Raum von sehr verschiedenartigen Tätigkeiten. Zum einen die feine und kunstvolle Handarbeit der Graveure, zum anderen die Bedienung schwerer Maschinen durch die Releveure und die Moleteure. Beides erforderte höchste Präzision. Zunächst wurde das vom Kunden vorgegebene Muster auf Transparentpapier „abgehoben“, d.h. die Konturen mit in Ätzfarbe getauchtem Pinsel nachgezeichnet, und durch Ätzen auf einen in Umfang und Breite an die Größe des Musters angepassten verkupferten Stahl-Zylinder, die sog. Molette, übertragen. Das auf der Molette abgebildete Muster wurde danach mit einem Stichel eingeritzt und die gestochene Kontur In einem weiteren Ätzvorgang vertieft. Dann begann die eigentliche Gravierarbeit. Dabei wurde ausgehend von der geätzten Kontur das vollständige Muster in feinster Handarbeit unter der Lupe in den Stahl der Molette mit dem Stichel graviert, was bei komplizierten Mustern bis zu 3 Wochen dauern konnte. Die gravierte Molette wurde anschließend gehärtet und diente im nachfolgenden Releviervorgang als „Matrize“. Dabei wurde das Muster der Molette mit der Releviermaschine durch Pressen und Ätzen auf eine weitere Molette abgedrückt, es entstand ein negatives Abbild des Musters, die sog. „Patrize“, welche ebenfalls gehärtet werden musste. Schließlich wurde die Patrize durch Pressen und Ätzen auf das Endprodukt, die Druck- bzw. Prägewalze, abgedrückt. Dies geschah auf der Molettiermaschine, wobei das Muster der Molette sich sowohl in Umfangsrichtung als auch in der Breite wiederholend aufgetragen wurde, was voraussetzte, dass der Umfang der Molette und der Druckwalze präzise aufeinander abgestimmt waren. |